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Willkommen zurück!

Heft 03, 2020

Willkommen zurück!

Anil Wadhwa |Autor

Heft 03, 2020


Auch wenn das Land mit dem Kampf gegen COVID-19 beschäftigt ist, plant die Regierung die Vande Bharat Mission weiter – in der jetzigen Pandemie eine der größten Rückholaktionen weltweit. Am 7. Mai startete die erste Phase in Abu Dhabi. Der ehemalige Botschafter Anil Wadhwa zieht Bilanz der bisherigen Mission auf dem Land-, Luft- und Seeweg

Um den Ausbruch und die Verbreitung der COVID-19-Pandemie zu begrenzen, war die indische Regierung gezwungen, ab dem 24. März einen kompletten Lockdown in Indien zu verhängen. Die Arbeit von Regierung, Industrie, Geschäften und der Betrieb von öffentlichen Dienstleistungen wie Zügen und Bussen sowie von Fluglinien wurde erheblich gestört. In einem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern stellte dies eine Krise nie gekannten Ausmaßes dar. Außerdem gibt es zusätzlich zu der großen Anzahl Inder, die im Ausland arbeiten oder Urlaub machen, eine 30 Millionen Menschen umfassende Diaspora, die im Ausland lebt, arbeitet oder studiert. Als die Fluglinien den Betrieb einstellten und die Länder ihre Grenzen schlossen, strandeten viele indische Bürger und Mitglieder der Diaspora im Ausland. Dies stellte das Außenministerium (MEA) vor große Herausforderungen und vor die Aufgabe, gemeinsam mit anderen Ministerien wie dem Luftfahrt- und Innenministerium für die sichere Rückkehr der indischen Bürger in ihr Heimatland zu sorgen.

Einen Großteil der Verantwortung übernahm das MEA, das schnell reagierte und eine mit mehr als 100 Mitarbeitern und Amtsträgern besetzte Abteilung für diese Mammutaufgabe einsetzte. Amtsträger auf der Ebene von Unterstaatssekretären wurden neben sonstigen Rückführungsaufgaben damit beauftragt, sich mit bestimmten Staatsregierungen von Ländern in Verbindung zu setzen, in denen sich die Diaspora konzentrierte. Premierminister Narendra Modi vereinbarte mit den Ministerpräsidenten die Modalitäten der Rückführung und Außenminister Dr. S. Jaishankar überprüfte persönlich die Vereinbarungen zur Beschleunigung und Vereinheitlichung der Rückführungsbemühungen. Harsh Vardhan Shringla, Minister für auswärtige Beziehungen, hielt Videokonferenzen mit den Ministerpräsidenten einiger Bundesstaaten ab, um die Operation angemessen zu koordinieren.

der indische Außenminister Dr. S. Jaishankar überprüft die Vorbereitungen für die VBM in einem virtuellen Meeting mit den indischen Botschaftern im Ausland

Bis 25. Juni haben sich bereits mehr als 513.047 indische Bürger in fast 100 Ländern in aller Welt für die Rückführung registrieren lassen. Die meisten davon sind Studenten, Berufstätige und Inhaber von Kurzzeit-Visa, wie beispielsweise Touristen. Auch indische Bürger, insbesondere aus den Ländern des GCC (Golfkooperationsrats), die von der Visafreiheit profitieren, ließen sich registrieren. Die Regierung hat denjenigen mit zwingenden Gründen wie Arbeitsplatzverlust, Auslaufen von Kurzzeit-Visa, medizinischen Notfällen, Todesfällen in der Familie, Studenten, Schwangeren und älteren Bürgern Priorität eingeräumt.

In Zahlen

  • In den letzten drei Phasen der VBM sind fast 364.209 Inder mit 875 Flügen zurückgekehrt
  • Die erste Phase der Vande Bharat Mission dauerte vom 7. – 16. Mai mit 64 Flügen aus 12 Ländern aus aller Welt
  • Die zweite Phase vom 16. Mai – 13. Juni deckte 47 Länder ab.
  • Derzeit läuft die dritte Phase der Mission, um indische Bürger aus verschiedenen Ländern zurückzubringen.
  • Die vierte Phase der Vande Bharat Mission soll am 3. Juli starten und Länder mit einer großen Anzahl gestrandeter Inder abdecken
  • Die Anzahl an Charterflügen, um Seeleute und Crewmitglieder von Schiffen zurückzubringen, steigt ständig an. Bis zum 25. Juni sind rund 130.061 Menschen mit Charterflügen zurückgekehrt.
  • Ein weiterer Teil der Rückführung war die Operation Samudra Setu, bei der die indische Marine indische Bürger von den Malediven, Sri Lanka und Iran zurückholte

Die erste Phase der Mission startete mit einer gemeinsamen Operation mit dem Titel Samudra Setu von Air India, Air India Express und Alliance Air gemeinsam mit der indischen Luftwaffe und Marine. Aufgrund der der strengen verhängten Restriktionen, der eingeschränkten Möglichkeiten an den Flughäfen und der Social Distancing-Standards umfasste die erste Phase lediglich 64 Flüge und Transporte durch Marineschiffe, sodass mehr als 16.000 Inder, hauptsächlich aus den GCC-Ländern, Südostasien, GB und den USA, zurückkehrten.

Die INS Jalashwa bei der Aufnahme von 700 gestrandeten Indern, die aus Colombo in ihr Heimatland zurückkehren;

Die zweite Phase der Vande Bharat Mission begann am 16. Mai und umfasste zusätzlich zu den vorgenannten Zielen auch Flüge aus den Commonwealth-Ländern, Europa, Russland, Afrika, Australien, Neuseeland und Kanada. Die dritte VBM-Phase startete am 12. Juni und dauert noch an. Hier gab es einen signifikanten Anstieg bei der Anzahl der privaten Airlines und Flüge. Auch die Anzahl der Rückführungen hat sich erhöht, wobei Indien die Quarantänekapazitäten stärker ausschöpft.

Die indischen Botschaften, Hochkommissariate und Konsulate im Ausland spielen eine sehr zentrale Rolle im Rahmen der Vande Bharat Mission. Sie setzten zahlreiche spezielle Beratungsdienste ein und waren auf den sozialen Medienplattformen aktiv, um mit gestrandeten indischen Bürgern in den jeweiligen Ländern zu kommunizieren. Die indischen Botschaften in aller Welt leisten einen wertvollen Beitrag und bieten indischen Bürgern Unterkünfte und Verpflegung an. Sie arbeiten mit den Regierungen vor Ort zusammen, um Indern bei der Verlängerung ihrer Kurzzeit-Visa zu helfen und so illegale Auslandsaufenthalte zu verhindern. Sie stellen sicher, dass die vom Innen- und Luftfahrtministerium aufgestellten Standardverfahren befolgt und zurückkehrende Passagiere darüber informiert werden.

Indien hat in letzter Zeit einige Evakuierungen im großen Maßstab durchgeführt, wie die Luftbrücke aus Kuwait, die Operation Rahat im Jemen und Rückführungsmissionen aus dem Irak und Libyen. Nach Abschluss der VBM und der Operation Samudra Setu werden jedoch die COVID-19-Evakuierungen die größten, umfassendsten und noch dazu sehr erfolgreiche Missionen in letzter Zeit gewesen sein.

Anil Wadhwa

Anil Wadhwa war indischer Botschafter in Italien, Polen, Oman und Thailand. Als Mitglied des indischen Auswärtigen Dienstes war Wadhwa vom 1. Juli 1979 bis zum 31. Mai 2017 in den indischen Missionen in Hongkong, Peking, Genf, Warschau, Maskat, Bangkok und Rom tätig. Derzeit ist er Senior Fellow und Cluster Leader bei der Vivekananda International Foundation in New Delhi.
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