Partnerschaft

Der Kreuzzug gegen das Coronavirus

Heft 02, 2020

Der Kreuzzug gegen das Coronavirus

Anil Wadhwa |Autor

Heft 02, 2020


Indien spielt eine aktive Rolle im globalen Kampf gegen COVID-19 und Premierminister Narendra Modis Einladung zu einer Videokonferenz der SAARC-Führungspolitiker war diesbezüglich ein wichtiger Schritt. Unter der Führung des Premierministers ergreift das Außenministerium verschiedene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass wir diesen Kampf gewinnen

Als Indiens Premierminister Narendra Modi Mitte März zu einer Videokonferenz der Führungspolitiker der South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC)-Länder aufrief, um eine gemeinsame Pandemie-Roadmap zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus (COVID-19) auszuarbeiten, schuf er in der internationalen Diplomatie damit einen Präzedenzfall. Die Videokonferenz war nicht nur ein riesiger Erfolg im Kampf gegen das Virus, sondern war bestimmend für zukünftige hochrangige diplomatische Kontakte.

Premierminister Modis Initiative bekräftigte wieder einmal Indiens Führungsrolle in der SAARC. Dies war ein pragmatischer diplomatischer Schritt in Anbetracht der unterschiedlichsten Völker und Kulturen rund um Indiens Grenzen mit Nepal, Bhutan, Bangladesch, den Malediven, Sri Lanka und Afghanistan. Seitdem hat Modis Initiative die SAARC nach außen und nach innen wachgerüttelt, um gegen die Ausbreitung des Virus zu kämpfen und den Infizierten zu helfen. Das Ergebnis war ein konstanter Austausch von Informationen und Kooperation zwischen den Gesundheitsbehörden der Mitgliedsländer und die Vermeidung unilateraler Schritte zum Schaden anderer SAARC-Länder.

 

Außenminister Dr. S. Jaishankar und Barry Faure, Staatssekretär der Seychellen, begrüßen sich mit gefalteten Händen anstelle des üblichen Händedrucks in Neu Delhi

SCHNELLES HANDELN

Nachfolgend ergriff die indische Regierung eine Reihe zeitnaher und proaktiver Maßnahmen, um die Ausbreitung von COVID-19 zu erkennen, einzudämmen und zu verhindern. Ab dem 13. März entschied Indien, mit Ausnahme ausgewählter Kategorien alle Visa bis zum 15. April auszusetzen. Es wurde eine Regelung erlassen, wonach nach dem 22. März, 0.01 Uhr GMT kein ausländisches kommerzielles Passagierflugzeug planmäßig von einem ausländischen Flughafen zu einem indischen starten durfte, womit Indiens Grenzen faktisch geschlossen waren. Darauf folgte die Ankündigung des Premierministers zu einem 21-tägigen Lockdown, der seitdem bis zum 3. Mai verlängert wurde. Hintergrund war, die Übertragungskette des Virus zu unterbrechen und die Infektionskurve „abzuflachen“.

Seit Modis erster Ansprache an die Nation am 19. März, als er zu einer eintägigen „Janta-Ausgangssperre“ aufrief, hat er sich fortwährend bemüht, die Menschen auf den gemeinsamen Kampf gegen die Ausbreitung von COVID-19 einzuschwören.

MULTILATERALE INITIATIVEN
PM Modi nahm außerdem Kontakt zu König Salman von Saudi-Arabien, auf, dem derzeitigen Vorsitzenden der G20 (einer Gruppe aus 19 Ländern sowie der Europäischen Union), um eine virtuelle Konferenz der Mitgliedsländer zu der COVID-19-Krise zu organisieren. Die G20 beschlossen in einem virtuellen Meeting Ende März, bis zum Jahresende die Zahlung von Kapital- und Zinsbeträgen durch die Entwicklungsländer auszusetzen. Damit sollen 20 Milliarden USD in diesen Ländern freiwerden, die sie für die Aufrüstung ihrer Gesundheitssysteme und die Bekämpfung der Pandemie aufwenden können. Auch die Finanz-, Handels-, Arbeits-, Tourismus- und Gesundheitsminister der G20 haben sich in der Folge getroffen.

 

 Crew, medizinisches Team und Unterstützungspersonal eines Sonderfluges der Indian Air Force vor dem Abflug von Neu Delhi nach Wuhan, China

Indien verzichtete gegenüber mehr als 100 Ländern auf Einschränkungen für den Export von Medikamenten wie Hydroxychloroquin und Paracetamol, was für die Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt wird. Hierzu gehören die USA, Russland, Spanien, GB, Brasilien, Jordanien, Ägypten, die SAARC-Partnerländer, BIMSTEC (die Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation), GCC, Lateinamerika und Afrika. Der Premierminister führt täglich Gespräche mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt und auch verschiedene hochrangige Austausche finden statt.

Die indische Flagge, projiziert als Symbol der Solidarität auf das Matterhorn in Zermatt in der Schweiz

 

DIE SUCHE NACH EINER LÖSUNG

Bis zum 7. April hatte Modi eine Konsultationsrunde mit allen Ländern des GCC (Golfkooperationsrats) abgeschlossen, in der man sich auf eine mögliche plurilaterale Kooperation bei der Bekämpfung der Pandemie konzentrierte. Indien steht in regelmäßigem Austausch mit Deutschland, um die Allianz für den Multilateralismus zu stärken, die Deutschland 2019 ins Leben gerufen hatte und die mehrere Dutzend Länder umfasst. Am 21. März nahm Indien an einer Videokonferenz teil, die die USA für hochrangige Beamte aus sieben Indo-Pazifik-Staaten – neben Indien die USA, Australien, Japan, Südkorea, Vietnam und Neuseeland – organisiert hatten, um Strategien im Kampf gegen die Krankheit zu diskutieren und sich auf Kooperation, gegenseitigen Beistand und Schritte zur Wiederbelebung der Wirtschaft zu verständigen.

INDIEN FÜR SEINE BÜRGER

Die indischen Botschaften in Iran und Italien –Epizentren der Pandemie – sind im regelmäßigen Austausch mit indischen Bürgern im Land und beraten sie während des Ausbruchs fortwährend bezüglich der Befolgung der Gesundheitsanweisungen. In beide Länder wurden Ärzteteams entsandt, um indische Bürger auf das Virus zu testen. In Iran evakuierte die Botschaft nicht nur, sondern half auch beim Aufbau einer Quarantäneeinrichtung.

Außenminister Dr. S. Jaishankar reiste am 9. März nach Srinagar und traf Familien indischer Studenten im Iran, hörte sich ihre Anliegen an und informierte sie über die Bemühungen, das Wohlergehen der Studenten sicherzustellen.

ZURÜCKDRÄNGEN

Die indische Regierung hat richtig erkannt, dass die Corona-Pandemie nur durch das Zusammenwirken öffentlich-privater Partnerschaften zurückgedrängt werden kann. Es werden alle Anstrengungen unternommen, um der Pandemie durch die besten medizinischen Praktiken und Standardarbeitsanweisungen zu begegnen, entwickelt durch den Indian Council of Medical Research, die zentrale Behörde für den Kampf gegen das Coronavirus in Indien. Solange die Pandemie andauert, wird das indische Außenministerium weiterhin mit seinen Bürgern in Kontakt bleiben, nötigenfalls weitere Evakuierungen koordinieren und Indiens diplomatische Anstrengungen in globalen Organisationen wie SAARC, BIMSTEC und G20 unterstützen, um im gemeinsamen Kampf gegen diese unvorhersehbare Bedrohung zu mobilisieren.

Anil Wadhwa

Anil Wadhwa war indischer Botschafter in Italien, Polen, Oman und Thailand. Als Mitglied des indischen Auswärtigen Dienstes war Wadhwa vom 1. Juli 1979 bis zum 31. Mai 2017 in den indischen Missionen in Hongkong, Peking, Genf, Warschau, Maskat, Bangkok und Rom tätig. Derzeit ist er Senior Fellow und Cluster Leader bei der Vivekananda International Foundation in New Delhi.
error: Content is protected !!