Push für die Immunabwehr
In der indischen Küche spielen traditionelle Gewürze und Kräuter schon immer eine wichtige Rolle für die Stärkung der Immunabwehr. Wir erklären, wie diese Zutaten Alltagsgerichte nicht nur leckerer, sondern auch gesünder machen
In alten indischen Texten heißt es: aushadham ucchyathe sarvam, was bedeutet, dass Essen das ultimative Heilmittel ist. Traditionell werden Gemüse und Gewürze in der indischen Küche gemäß ihren Nährwertvorzügen und ihrer Fähigkeit zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt, sodass sie im Gegenzug auch vor Krankheiten und Infektionen schützen können. Ein Grund, weshalb eine ausgewogene Mischung aus Gewürzen und Kräutern in unserer Alltagsküche ratsam ist, ist das regelmäßig Ankurbeln unseres Immunsystems. Gewürze wie Kurkuma, Safran, Nelke, Zimt, Ajowan, Ingwer und Knoblauch sind für ihre Fülle an vorteilhaften Eigenschaften bekannt. Kräuter wie Minze, Tulsi (indisches Basilikum) und die Blätter des Neem- und Moringabaums gelten ebenfalls als gesundheitsförderlich.
So wird beispielsweise Kurkuma – das gebräuchlichste aller indischen Gewürze – zu fast allen Gerichten hinzugefügt. Es verleiht nicht nur einen goldenen Farbton, sondern ist auch für seine antiseptischen Eigenschaften und die Milderung bestehender Stoffwechselerkrankungen bekannt. Oft ließen unsere Mütter uns warme Milch mit Kurkuma trinken, was gegen trockenen Husten und Halsschmerzen helfen, das Blut von Giftstoffen reinigen und insgesamt die Immunabwehr ankurbeln soll. Heute wird dieses Getränk in vielen Szene-Cafés als Kurkuma-Latte angeboten. Auch Ingwer bietet ähnliche gesundheitliche Vorzüge. Es gibt viele solche Beispiele für vorteilhafte Kräuter und Gewürze, die zu Gerichten hinzugefügt werden, um den Geschmack zu heben und die Gesundheit zu fördern. Die Blätter und Schoten des Meerrettichbaums werden beispielsweise in ganz Nordindien in Curries verwendet, um Bakterien zu bekämpfen. In Maharashtra wird anlässlich des Gudi Padwa Festes ein spezielles Neem-Blätter-Chutney zubereitet. Neem ist ein bewährtes Heilmittel bei Appetitlosigkeit und Fieber und soll das Herz stärken.

Dr. Pooja Thacker, Leiterin der ernährungswissenschaftlichen Abteilung des Bhatia Hospital in Mumbai, erklärt: „Die klinischen Versuche mit Tulsi am Menschen haben gezeigt, dass es sich um eine einzigartige Kombination aus antiviralen, antimikrobiellen, antimykotischen und Anti-Malaria-Inhaltsstoffen handelt. Er kann Bluthochdruck, arthritische Schmerzen und Depressionen mindern. Er wirkt als anti-epileptischer, entzündungshemmender, leberschützender sowie Geschwüre und Asthma hemmender Stoff.“
Asafoetida mindert Blasenbildung, Flattulenz und das Reizdarmsyndrom, während Bockshornklee als Mittel gegen langfristige Erkrankungen wie Diabetes bekannt ist. Kreuzkümmel und Bischofsgras – das kulinarische Pendant zu modernen Mitteln gegen Verdauungsbeschwerden – helfen bei Verstopfung und korrigieren ernährungsbedingte Störungen. Pfeffer verbessert die Aufnahme essentieller Nährstoffe und fördert die Darmgesundheit. Ein pfefferhaltiges Getränk ist in vielen Haushalten ein Hausmittel bei Grippe.

Typische südindische Gerichte wie Sambhar (Linsencurry mit Gemüse), Rasam (eine klare saure Suppe) und sogar Curries werden mit diesen Gewürzen aromatisiert.
In Gujarat isst man gerne Khichdi – ein Vollkornreis- und Linsengericht, sparsam gewürzt, beispielsweise mit Kreuzkümmel und Ingwer. Khichdi wird mit seinen einfachen, aber gesunden Inhaltsstoffen oft als Mittel bei Ernährungsstörungen und zur Beruhigung des Verdauungssystems verwendet. Verschiedene getrocknete und pulverisierte Gewürze und Kräuter in traditionellen Marvari-Gerichten aus Rajasthan sorgen für körperliche Robustheit. Diese Gerichte stellen sicher, dass der Körper gegen die Hitze in weiten Teilen des Wüstenbundesstaats geschützt ist. In Maharashtra wird Usal / Misal als ganzheitliches Essen serviert, was aus zahlreichen Sprossen besteht, die für essentielle Nährstoffe wie Proteine sorgen. Die großzügige Verwendung von Limetten und Zitrusfrüchten sorgt für die richtige Vitamin C-Dosis, was in der heißen und feuchten Umgebung in Maharashtra Schutz bietet.
Die Punjab-Küche ist sehr beliebt wegen ihrer entgiftenden Gewürze und Kräuter, die großzügig eingesetzt werden.
Reichlich Sternanis, Lorbeerblätter und Safran finden sich in Gerichten aus Kaschmir. Dr. Thacker betont die Vorzüge des Safrans: „Er trägt zur Linderung von Asthma bei, indem er Entzündungen bekämpft. Tests haben gezeigt, dass Safran Giftstoffe reduzieren und Asthma direkt mildern kann“. Das typische Lammgericht, Rogan Josh mit Frischkäse und zahlreichen Gewürzen, ist eine kräftigende Delikatesse mit niedrigem Cholesteringehalt.

Achtsamkeit beim Essen sowie frisches, selbst gekochtes Essen können beim Abbau von Stress, Unwohlsein und Depressionen helfen. Experten meinen, dass die Nahrungsaufnahme am besten innerhalb von vier bis fünf Stunden nach dem Kochen erfolgen sollte.
Es ist interessant, dass das alte Konzept einer ausgewogenen Sattvik-Mahlzeit, frisch zubereitet mit einer Vielfalt an Gewürzen, heute immer noch als eines der gesündesten der Welt gilt.