In der Tradition verwurzelt
Von Yoga und Ayurveda bis zu Vastu Shastra und der Ahimsa-Philosophie – das Wissen aus dem alten Indien hat den modernen Lebensstil in Indien seit jeher beeinflusst. Wir stellen einige Aspekte aus der Vergangenheit vor, die auch heute noch zu einem ausgewogeneren, bewussteren und gesünderen Leben führen
Unmittelbar nach der Rückkehr von US-Präsident Donald Trump nach seinem Indien-Besuch in die USA überraschte er die Welt mit der Erklärung, dass die indische Begrüßungsart mit gefalteten Händen ideal zur Wahrung der sozialen Distanz sei und die Ausbreitung des COVID-19-Virus verhindern würde. Der Begriff Namaste (oder Namaskar) ist eine Form der traditionellen Begrüßung und wird in diversen alten Hindu-Texten einschließlich der Rig Veda erwähnt. Die Vedas glauben, dass „Namaha“ oder der Akt der Verbeugung vor Gott oder dem Schöpfer alle Egoismen beseitigt. Wissenschaftler haben erläutert, dass wir uns an eine Person, die wir für einen längeren Zeitraum sehen, besser erinnern, wenn wir unsere Hände zu Namaskar falten und damit verschiedene Druckpunkt auf unseren Handflächen und Fingern pressen, die mit unseren Augen, Ohren und dem Gehirn verbunden sind.
Heute erscheinen nicht nur Namaste, sondern auch verschiedene Philosophien aus dem alten indischen Wertesystem, das unsere Vorfahren praktizierten und empfahlen, extrem relevant. Während der Fokus bei Yoga auch auf traditionellen Atemübungen liegt, raten Mediziner aus aller Welt inzwischen ebenfalls zur Praxis des bewussten Atmens, um unser respiratorisches System zu stärken.

HYGIENERITUALE
Ein weiteres passendes Beispiel ist der allgemeine Ratschlag, unmittelbar nach Betreten des Hauses Hände und Füße zu waschen. In einigen Haushalten werden die Schuhe außerhalb des Haupteingangs ausgezogen und Hände und Füße dort gewaschen. Auch nach der Rückkehr von einer Beerdigung wurde man früher aufgefordert, nichts zu berühren, bevor man nicht ausführlich geduscht hatte.
Es ist eine alte Gewohnheit in Indien, wenn man nach Hause kommt, Hände und Füße zu waschen, bevor man das Haus betritt. In den Dörfern Indiens gab es am Eingang jedes Hauses einen kleinen Bereich mit einem Wasserhahn oder Wassergefäß, an dem man sich waschen konnte. Der logische Grund gilt auch für heutige Zeiten: wir können an schmutzigen und unhygienischen Orten vorbeigekommen sein, fremde Menschen gestreift oder an einer Bestattung teilgenommen haben (wobei Mikroben der sich zersetzenden Leiche in der Luft sein können), und die Keime können über unsere Hände und Füße in unseren Körper eingedrungen sein. Wenn wir dann uns und unsere Kleidung waschen, ist sichergestellt, dass wir sauber sind und keine Mikroben in unserer Umgebung verbreiten.
Meist wird eine Inkubationszeit bei verschiedenen bakteriellen und viralen Infektionen zwischen einem und 14 Tagen angegeben. Dies ist der Zeitraum zwischen der Infektion und den ersten Symptomen. Ist es dann nicht überraschend, dass unsere Vorfahren damals Vorsichtsmaßnahmen für eine präzise Anzahl von Tagen ergriffen? Unter Hindus wurde in der Familie eines Verstorbenen eine strenge Isolationsperiode von 10 Tagen eingehalten. Oft wurde dieser Zeitraum als die Phase bezeichnet, in der eine verstorbene Seele das Reich der Lebenden endgültig verlassen hatte. Unter dem Gesichtspunkt der modernen Medizin kann dies als Schutzzeit für die anderen Familienmitglieder angesehen werden, in der überprüft werden konnte, ob infektiöse Krankheiten oder Mikroben vorhanden waren und eliminiert wurden. Heutzutage wird diese Praxis, die tiefen und wissenschaftlichen Denkprozessen entstammt, häufig aus Zeitgründen nicht mehr ausgeübt.

RICHTIGE ERNÄHRUNG
Der weitverbreitete Vegetarismus in Indien ist Ahimsa oder der Gewaltlosigkeit zuzuschreiben – der Einstellung, kein lebendes Wesen zu verletzen. Der Hindu-Weise Patanjali erklärt in seinen Yoga Sutras, zusammengestellt im Jahr 400 n. Chr., dass wilde Tiere gezähmt und gewalttätige Kriminelle gefügig gemacht werden können, indem man sich mit Ahimsa auseinandersetzt. Gemäß ihm ist dies ein mildtätiger Ansatz hin zu dem dringend notwendigen universellen Mitgefühl.

LEBENDIGE PRAXIS
Eine weitere alte Philosophie ist Vastu Shastra: eine systematische und präzise Lehre der Ausrichtungen, um positive Stimmungen und Wohlbefinden im Wohnbereich und der Umgebung zu erzeugen. Es geht um das Konzept der Ausbalancierung der fünf Naturelemente – Luft, Wasser, Feuer, Erde und Raum – um das bestmögliche Gleichgewicht zu erzeugen. So ist beispielsweise die ideale Richtung während des Kochens der Osten, damit die UV-Strahlen der Morgensonne schädliche Mikroorganismen in Lebensmitteln zerstören können.
In der heutigen Zeit leben wir zwar nach modernen Wertvorstellungen, aber unsere Neugier hat dazu beigetragen, dass wir hinter den zahlreichen traditionellen Praktiken, die bis vor kurzem nur als religiös bedeutsam galten, die intelligente und einfache Logik entdecken konnten. Es ist wichtig, sich an diese traditionellen Gewohnheiten zu erinnern und sie in unsere Alltagsroutine zu integrieren, weil sie auf wissenschaftlichen Werten und Logik basieren und einen gesünderen und ganzheitlicheren Lebensstil fördern.