Bewahrung eines uralten Handwerks
Mon Shugu, der 1.000 Jahre alten Papierherstellungstradition aus Arunachal Pradesh, ist durch die Erwähnung in der monatlichen Radioansprache von Premierminister Narendra Modi wieder neues Leben eingehaucht worden. Der Lokalpatriot Maling Gombu, den der PM für die Bewahrung der Tradition gelobt hat, schildert die Entwicklung dieses Handwerks
Arunachal Pradesh ist reich an traditionellem Handwerk, Kunstformen und Naturressourcen, die das Potential haben, zu dörflich basierten Unternehmen zu werden und die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Land zu unterstützen. Darüber hinaus leben diverse Stammesgemeinschaften in dem Bundesstaat, darunter Wancho, Nocte, Tangsa, Singpho, Khampti, Mishmi, Adi, Galo, Padam, Minyong, Memba, Apatani, Nyishi, Tagin, Aka, Miji, Sherdukpen und Monpa, mit ihrer jeweiligen individuellen Kultur und Sprache, ihren Gebräuchen und Traditionen. Einige dieser Handwerke sind seit Jahrhunderten auf bestimmte Bevölkerungsgruppen beschränkt und werden erst jetzt der Welt präsentiert. In Monyul Tawang, einem Bezirk in Arunachal Pradesh an der Grenze zu Tibet und Bhutan, lebt der Monpa-Stamm. Trotz der abgelegenen und unwirtlichen Gegend ist diese Region zu einem beliebten Touristenziel geworden und entwickelt sich wirtschaftlich vorteilhaft bei gleichzeitiger Bewahrung der traditionellen Fähigkeiten.Eines der traditionellen Handwerke, die Premierminister Narendra Modi in seiner monatlichen Radioansprache ‚Maan Ki Baat‘ vor kurzem in den Fokus rückte, ist die Kunst der Mon Shugu-Herstellung, eines handgeschöpften Papiers aus einem einheimischen Strauch namens Shugu Sheng. Wie der Premierminister erklärte, ist Mon Shugu nicht einfach nur ein Kulturerbe, sondern ein nachhaltiges Verfahren, das zweierlei Vorteile hat – es schützt die Umwelt und kann für Beschäftigung sorgen.

Die Geschichte
Für diese fast 1.000 Jahre alte einheimische Papierherstellungsmethode der Monpas wird die Rinde eines einheimischen Strauchs namens Shugu Sheng (Daphne papyracea) verwendet. Der Prozess, um die trockene Rinde in Papier zu verwandeln, ist mühsam und wird heutzutage nur von wenigen praktiziert. Während dieses Handwerk von den meisten aufgegeben wurde, wächst der Shugu Sheng-Strauch noch in den Wäldern rund um Mukto, einem Dorf auf 3.300 Metern Höhe im Distrikt Tawang, und einige Familien praktizieren dieses Handwerk weiterhin. Traditionell wird dieses grobe, handgeschöpfte Papier in buddhistischen Klöstern für religiöse Schriften, Manuskripte, Gebetsfahnen und gelegentlich als Teil von Fahnenstangen und Gebetsmühlen verwendet. Und nicht nur aus den örtlichen Klöstern, sondern auch aus Ländern wie Tibet, Bhutan, China und Japan gab es eine Nachfrage nach Mon Shugu. In früheren Zeiten wurden auf dem Papier Mantras, Sutras und buddhistische Epen notiert. Heutzutage wird es auch für künstlerische Zwecke und für die Herstellung exquisiter Geschenkartikel verwendet.
Die Herstellung
Die Papierherstellung erfolgt sehr systematisch und nach jahrhundertealten Traditionen. Das Ernten der Rinde beginnt zwischen März und April und zieht sich bis in den Dezember hin, bevor die Blütezeit anfängt. Wenn sich in dieser Zeit die Blüten und dann die Früchte am Strauch zeigen, wird die Rinde nicht geerntet, damit sich die Pflanze regenerieren kann.Die Rinde, die zu Beginn des Jahres geerntet wurde, wird während des restlichen Jahres für die Papierherstellung genutzt. Um rund 1,5 Kilogramm Rinde zu erhalten, sind vier bis fünf Pflanzen erforderlich, je nach Größe. Mindestens zwei Blatt Papier (62 cm lang und 51 cm breit) können aus der Rinde einer Pflanze hergestellt werden. Nach der Ernte wird die Rinde von der äußeren Schicht befreit und das weiche Innere wird gründlich gewaschen und in der Sonne getrocknet. Anschließend wird die Rinde in Aschewasser eingeweicht und vor dem Kochen in kleinere Stücke geschnitten. Die Rückstände werden dann zu Zellstoff zerdrückt und als Papierbögen ausgelegt. Der gesamte manuelle Vorgang ergibt ein Papier mit einer einzigartigen Textur. Die Glätte der Papieroberfläche hängt von der Trocknung ab – im Allgemeinen ist eine Seite des Papiers leinenartig und die andere leicht rau mit langfaseriger Textur. An einem Tag können rund 100 Blatt Papier hergestellt und getrocknet werden, wenn es das Wetter zulässt.

Schwierigkeiten und Lösungswege
Mon Shugu fällt unter die Kategorie ‚andere forstwirtschaftliche Produkte‘ (NTFP) und ist ein natürliches Erzeugnis, ganz ohne Chemie hergestellt. Im Vergleich zu konventionellem Papier ist die Lebensdauer und Haltbarkeit von Mon Shugu wesentlich höher und es soll enorm reißfest sein. Darüber hinaus sind damit traditionelle Kenntnisse und Praktiken verbunden, die für eine umsichtige Ressourcennutzung und Biodiversitätswahrung wichtig sind. Die Freiwilligenorganisation Youth Action for Social Welfare aus Tawang bemüht sich um die Bewahrung dieses einmaligen Kulturerbes. Auch die Khadi and Village Industry Commission (KVIC) und das Kumarappa National Handmade Paper Institute (KNHPI) unternehmen diesbezügliche Anstrengungen. Einige Hürden sind jedoch noch zu nehmen, vor allem diejenige, dass viele Kommunen nicht zulassen, dass ihre Walderzeugnisse aus den Dörfern heraustransportiert werden. Eine Lösung könnte in der Förderung von Strauchanpflanzungen und in geeigneten kommerziellen Märkten liegen. Shugu Sheng ist eine sehr wichtige einheimische Pflanze, da ihre faserhaltige Rinde für die Papierherstellung, der Stamm für Brennholz und die Blüten für die Parfumherstellung verwendet werden. Die Pflanze wächst meist unter einem geschlossenen Kronendach, sodass sie angebaut werden und für Brennholz verwendet kann und ihre Blätter zum Mulchen landwirtschaftlicher Felder dienen. Auf diese Weise sinkt der Druck auf natürliche Wälder in einem gewissen Maße. Es gibt einen regionalen Markt für dieses Papier, da es für die täglichen Gebete und für die Verpackung bestimmter Artikel wie beispielsweise Butter verwendet wird. In Ländern wie China und Japan, wo es für das Notieren von Schriften verwendet wird, gibt es jedoch auch einen ausländischen Markt. Japanische Künstler verwenden dieses Papier für Kalligraphie. Der geplante Anbau dieses Strauchs und seine Vermarktung könnten den Monpa-Stamm finanziell unterstützen, und die umweltfreundliche Technologie kann als nachhaltiges Produktionssystem fungieren. Das Ergebnis wäre eine sozioökonomische Gesamtentwicklung ohne ökologische Schäden in der Bergregion. Wenn sich das Handwerk finanziell rechnet, wird es auch wieder mehr ausgeübt. Was jedoch über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus zählt, ist die Bewahrung dieser 1.000 Jahre alten Tradition, ein lebendiges Kulturerbe, das mit den alten Stammeskulturen verknüpft ist.