Wissenschaft & Technologie

Mission Shakti: Neue Impulse

Heft 02, 2019

Mission Shakti: Neue Impulse

Pallava Bagla |Autor

Heft 02, 2019


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Am Morgen des 27. März 2019 hob eine Spezialrakete von der Dr APJ Abdul Kalam Insel vor der Küste von Odisha im Golf von Bengalen ab, die die Geschichte der indischen Raumfahrt ein für allemal verändert hat. Mit dem Codenamen ‚Mission Shakti‘ führte die indische Defence Research and Development Organisation (DRDO) eine geheime Mission durch, die mit einem einzigen ‚Hit-to-Kill‘-Schlag Indiens eigenen aktiven Satelliten rund 300 km oberhalb der Erde zerstörte. Premierminister Narendra Modi verkündete die überwältigende Neuigkeit in einer nationalen Sendung und erklärte, dass es in der Entwicklung jeder Nation Momente gibt, die größten Stolz hervorrufen und einen historischen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen haben. „Mission Shakti war hochkomplex, durchgeführt mit extrem hoher Geschwindigkeit und bemerkenswerter Präzision. Sie ist Beweis für die beeindruckende Kompetenz hervorragender indischer Wissenschaftler und den Erfolg unseres Raumfahrtprogramms“, erklärte er. Indien gehört nun zu einer ausgewählten Gruppe von vier Nationen, die die Fähigkeit haben, Anti-Satelliten-Waffen zu starten – bis jetzt waren dies nur Russland, die USA und China. China führte im Jahr 2007 in 865 km Höhe oberhalb der Erde seinen Test durch und erzeugte Tausende Weltraummüllteile, die aufgrund der Gefahr einer Kollision im All immer noch die Internationale Raumstation bedrohen. Der Grundstein für diese wichtige Mission wurde vor mehr als einem Jahrzehnt gelegt, als Indien das Ballistic Missile Development Programm startete. Laut der DRDO erfolgt das endgültige Startzeichen für diesen entscheidenden Test in 2016 und es dauerte über zwei Jahre, um die komplexe Technologie zu beherrschen, an der rund 150 – 200 Wissenschaftler hart arbeiteten.

Raketenstart auf der Dr. APJ Abdul Kalam Insel in Odisha

Innerhalb von drei Minuten flog die dreistufige 19-Tonnen-Rakete mit einer Länge von 13 m rund 300 km in den Weltraum, geleitet von Computern oberhalb des Golfs von Bengalen. Mit dem Ziel einer Frontalkollision peilte der bildgebende Infrarot-Suchkopf der Rakete den 740 kg schwere Microsat-R an und zerstörte ihn direkt. Dr. VK Saraswat, Raumfahrtwissenschaftler, früherer Chef der DRDO und aktuelles Mitglied des nationalen Politik-Think-Tanks NITI (National Instituation for Transforming India), meinte, dies sei vergleichbar mit dem Abschuss einer Gewehrkugel durch eine andere Kugel im Weltraum. Indien führte den Test bewusst auf einer niedrigen Erdumlaufbahn durch, um sicherzustellen, dass kein Weltraummüll entsteht. „Wenn Müll erzeugt wird, zerfällt dieser und fällt innerhalb von Wochen auf die Erde herab“, heißt es in einer Erklärung des Außenministeriums. Dr. Reddy erklärt, dass der Großteil der 300 Müllteile sehr wahrscheinlich innerhalb von 45 Tagen zerfällt. Das Außenministerium erläuterte weiter, dass Indien durch die Durchführung des A-SAT-Tests weder internationales Recht, noch Abkommen verletze, an die es gebunden ist, noch sonstige nationalen Verpflichtungen.

Strategieexperten und Techniker beratschlagen bei einem speziellen, von der DRDO in Neu Delhi organisierten Treffen über die „Mission Shakti“

Darüber hinaus stellte das Außenministerium klar, dass sich der Test nicht gegen ein anderes Land richtet. „Gleichzeitig verfolgt die Regierung das Ziel, die nationalen Sicherheitsinteressen des Landes zu gewährleisten und ist alarmiert aufgrund von Bedrohungen durch aufkommende Technologien. Die Fähigkeiten, die durch den Anti-Satelliten-Raketentest erreicht wurden, stellen eine glaubwürdige Abschreckung gegen Bedrohungen unserer wachsenden weltraum-basierten Vermögenswerte durch Langstreckenraketen sowie die Verbreitung der Raketenarten und -anzahl dar“, hieß es. Viele Beobachter haben den Eindruck, dass die Entscheidung zur Durchführung der ‚Mission Shakti‘ ebenso bedeutsam wie die Durchführung einer unterirdischen Kernexplosion in Pokhran im Jahr 1998 ist. Indien ist nun nach ganz oben aufgerückt und kann wirksam an zukünftigen Diskussionen darüber teilnehmen, wie weltweite Abkommen und Gesetze zur Weltraumgestaltung angewendet werden. Ein sichtbar hocherfreuter PM Modi erklärte, die gesamten Bemühungen seien eine einheimische Angelegenheit gewesen. „Indien ist nun eine Raumfahrtmacht! Dies wird Indien stärker und noch sichererer machen und Frieden und Harmonie fördern.“

Pallava Bagla

Pallava Bagla ist ein in Neu-Delhi ansässiger Wissenschaftsjournalist und Mitautor des Bestseller-Buches "Reaching for the Stars: Indiens Reise zum Mars und darüber hinaus" von Bloomsbury. Er kann über Pallava.bagla@gmail.com oder über Twitter @pallavabagla erreicht werden.
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