Indische Innovationen
Weltweit findet ein Wettlauf bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie statt und indische Wissenschaftler und Forscher versuchen vereint, einzigartige Lösungen zu finden. Auch öffentlich-private Partnerschaften sind im Aufwind
Die Bürgerbeteiligungsplattform der indischen Regierung, MyGov, wird derzeit überrannt. Hier sind Bürger aufgefordert, in einer Art Wettbewerb Lösungen für den Stopp der Verbreitung des neuartigen Coronavirus bzw. COVID-19 zu finden und die Behandlung zu unterstützen. „Nimm teil und gewinne 100.000 INR“ verrät das Banner auf der Seite.
In Anbetracht der jüngsten Fortschritte bei der Herstellung hochwertiger Waren im Land und des großen Erfolges der Make in India-Initiative weist der Herstellungssektor im Land ein riesiges vielversprechendes Potenzial auf – sei es durch die öffentliche Hand oder private Partnerschaften. In Indiens Geschichte finden sich zahlreichen Ereignisse, bei denen sich die verschiedenen Ebenen zu einer Front zusammengefunden haben, wann immer die Nation in einer Krise war. Anscheinend schlagen wir auch im Kampf gegen die globale Pandemie gerade ein neues Kapitel auf.
VORBEREITET SEIN
Mehrere Regierungsministerien wurden in den Krisenmodus versetzt, um sicherzustellen, dass das Land mit einer kritischen Situation in dieser Größenordnung umgehen kann. Auch der private Sektor beteiligt sich mit zahlreichen Unternehmen, unabhängig von der Größe, durch freiwillige Interventionen am Kampf gegen die sich schnell ausbreitende Krankheit.
Ein wichtiger Schritt war die Feststellung der Problembereiche im Hinblick auf COVID-19. Als zweitbevölkerungsreichstes Land der Erde war es zwingend notwendig, sich auf eine große Anzahl von Fällen vorzubereiten, wofür Spezialausrüstung für den Schutz und die Behandlungen notwendig waren, wie N95-Masken, Schutzanzüge und vor allem Beatmungsgeräte.

ANGEMESSENE REAKTION
Am 20. März hatte das Wissenschafts- und Technologieministerium den schnell wachsenden Industrie- und Start-Up-Sektor um Unterstützung bei der Entwicklung innovativer Lösungen für die Bekämpfung von COVID-19 gebeten. Bemerkenswerte 300 Unternehmen reagierten positiv auf die Aufforderung und knapp 140 formelle Vorschläge wurden bei der Technologiebehörde TDB (Technology Development Board) eingereicht, einer Regierungsstelle, die indischen Unternehmen finanzielle Unterstützung für die Kommerzialisierung inländischer Technologien oder für Adaptationen importierter Technologien zukommen lässt.

Die ersten eingehenden Reaktionen stellten innovative Ansätze für die Herstellung von Diagnose-Sets dar, mit deren Hilfe die Zeit bis zum Erhalt von Ergebnissen minimiert werden soll. Andere beinhalteten Vorschläge für die Entwicklung von Impfstoffen, thermische Behandlung, Produktion von PSA (persönliche Schutzausrüstung) in großem Maßstab sowie innovative IT-Lösungen für die Überwachung essentieller Lieferungen in Quarantänegebiete etc.
HERAUSFORDERUNG ANGENOMMEN
Im letalen Stadium ist bekannt, dass das Coronavirus die Lunge und die Atmungsfähigkeit extrem beeinträchtigt. Einer der ersten identifizierten Entwicklungsbereiche war die Produktion von Beatmungsgeräten, um die Behandlung Infizierter zu gewährleisten.

Mehrere große Organisationen im Land haben sich zu diesem Anlass zusammengeschlossen, um industrielle Unterschiede zu überbrücken, so beispielsweise die Partnerschaft zwischen dem Schwergewicht der indischen Automobilindustrie, Maruti-Suzuki, mit einem Hersteller von Beatmungsgeräten aus Neu Delhi, AgVa Healthcare. Das Joint Venture soll die Produktion der hochspezialisierten Maschinen signifikant von derzeitigen 400 Stück pro Monat auf 10.000 Stück hochschrauben.
In ähnlicher Weise hat sich ein weiterer Industriegigant, Mahindra & Mahindra, mit SkanRay (einem internationalen Gesundheitstechnologieunternehmen), BHEL und Bharat Electronics Ltd. (BEL) zusammengetan, um eine modifizierte Version eines Beatmungsgeräts herzustellen, welches für die aktuellen Anforderungen und für Transportzwecke am besten geeignet wäre. Außerdem hat das Unternehmen begonnen, sich auf die Produktion von preiswerten, im Inland entwickelten Desinfektionsmitteln zu verlagern, die nur 400 INR pro Liter kosten würden.
Das ist jedoch noch nicht alles: staatliche Organisationen wie die DRDO (Defence Research and Development Organisation) kooperieren ebenfalls mit Firmen vor Ort, um im großen Maßstab N95-Masken zu produzieren.
UNTERSTÜTZUNG BEIM ATMEN
Die derzeitigen Bemühungen der Regierungsbehörden sollen zusammen mit dem dringend notwendigen Schub aus dem privaten Sektor die Produktion derartiger kritischer Ausrüstung ankurbeln. So hatten beispielsweise Unternehmen, die Beatmungsgeräte herstellen, eine gemeinsame Kapazität von rund 5.500 Einheiten pro Monat und sind jetzt in der Lage, durch Partnerschaften die Produktion auf fast 50.000 Einheiten monatlich aufzustocken. Auch Test-Sets und PSA werden neben Importen in großer Anzahl im Inland produziert.